Die Paleo- oder auch Steinzeitdiät

Steinzeitdiät bzw. Paleo-Diät

Diesem Ernährungskonzept liegt die Überlegung zu Grunde, dass die Evolution, also die tatsächliche körperliche Weiterentwicklung bei Weitem nicht so schnell abläuft, wie der soziale und technische Fortschritt der Menschheit.

Wunschgewicht

Im Gegenteil wird damit argumentiert, dass mit Beginn des Ackerbaus, also der Wegentwicklung vom Jäger und Sammler, der Mensch plötzlich kleiner wurde, die Säuglingssterblichkeit rapide anstieg und die Lebenserwartung erheblich fiel.

1975 prägte Walter Voegtelin auf Grund dieser Überlegungen den Begriff Steinzeitdiät. Etwas unscharf formuliert, bezieht er sich hier vermutlich auf die Ernährung in der Alt-Steinzeit, also der Entwicklungsperiode, in der die Menschen größtenteils nicht sesshaft waren. Er behauptete, der Mensch sei ein reiner Fleischesser, was jedoch in den achziger Jahren zum Mischkostesser relativiert wurde. Letzteres wird Ihnen Ihr Zahnarzt gerne bestätigen, denn das menschliche Gebiss ist nun mal ganz eindeutig auf Mischkost, also Fleisch und pflanzliche Nahrung, ausgelegt.

Steinzeitdiät – Essen wie die Höhlenmenschen im Computerzeitalter?

Fleisch wie gewachsen (weg mit dem mageren Zeug), Meeresfrüchte, Fisch, Geflügel und Gemüse und Kräuter: das klingt doch mal nach einer wirklich leckeren Diät, oder? Vorbei die Zeiten des Studiums des glykämischen Index, oder der Kalorienzählerei. Passend zum Genom, also unserem Erbgut, dass sich in der Tat seit dem ersten Homo Sapiens, heißt übrigens „aufrechter Mensch“, nicht geändert hat, wird gegessen.

Auch wenn das schlagende Argument der Befürworter der Steinzeitdiät, es gäbe keine Hinweise auf übergewichtige, diabetische oder ernährungsbedingt herzkranke Höhlenmenschen durchaus etwas für sich hat, so haben doch auch die Kritiker stichhaltige Argumente. So findet man bei den kritischen Stimmen vor allem einen Einwand, der nur schwer zu widerlegen ist.  Den nämlich, dass die Ernährung an die Lebensweise angepasst war.

Jetzt könnte es für die Befürworter, die argumentieren, die Steinzeitdiät sei die artgerechte Ernährung für den Menschen, ein bisschen eng werden. Sie könnten nämlich vor dem Problem stehen, ihr Argument an die definitiv nicht mehr artgerechte, moderne Lebensweise zu verlieren. Es sei hier nur auf die Funktion des Stoffwechsels, der auf schnelle Energieversorgung beim Laufen, Jagen und Kämpfen ausgerichtet ist, verwiesen.

Und noch etwas werfen die Gegner auf: Muss die Steinzeitdiät nicht konsequenterweise regional sein? Will heißen, darf ein Praktizierender, der in den Bergen lebt, wirklich Seefisch essen? Sicher ist, dass unsere Ur-ur-urahnen das definitiv nicht getan haben.

Fitter mit der Steinzeitdiät

Wie alle Diäten hat auch diese glühende Anhänger und ebenso glühende Gegner. Vermutlich muss jeder für sich selbst herausfinden, ob das Konzept für ihn oder sie passt. Tatsache ist, dass ein sehr günstiger Einfluss der Steinzeitdiät auf den Blutzuckerspiegel erwiesen ist. Tatsache ist weiterhin, dass der, zugegeben langsame, Gewichtsverlust besser gehalten werden kann, als bei anderen Diäten. Dieses Konzept ist abwechslungsreich und taugt für ein dauerhaftes Ernährungskonzept.

Eine weitere Tatsache ist die, dass das Weglassen von Milch und Getreide einen wohltuenden Effekt auf den Stoffwechsel hat. Man weiß, dass der Verdauungstrakt des erwachsenen Menschen mit Milch nicht sehr viel anfangen kann. Auch Gluten, ein Eiweiß in Getreidesorten, kann nicht verwertet werden. Kein Wunder also, das Lactose- und Glutenintoleranzen soweit verbreitet sind. Der Körper wird durch die Steinzeitdiät entlastet, weil ihm nur noch Nahrung zugeführt wird, die er auch verwerten kann. Auch Nahrungsmittel, die erst nach Verarbeitung genießbar werden, etwa Oliven, sind tabu. So ist diese Ernährungsform sehr ursprünglich.

Jedoch sind einige Nährpflanzen und auch Tiere, die damals auf den Tisch (oder auf die Hand) kamen, heute ausgestorben. Umgekehrt waren die Tiere, die heute gegessen werden, so in der Form damals noch nicht bekannt. Ein Kompromiss in der Echtheit ist also nötig. Betrachtet man jedoch die vielen positiven Erfahrungsberichte, so kann davon ausgegangen werden, dass dieser Kompromiss wunderbar funktioniert.

Auf jeden Fall handelt es sich hier um ein interessantes Konzept, das mehrere tausend Jahre für unsere Vorfahren perfekt funktioniert hat. Vielleicht haben der „Homo Sapiens“ und der „Homo Computeriensis“ doch mehr gemeinsam, als man denkt?

Die Überlebensinstinkte und -mechanismen (wozu leider nun mal auch die Bildung von Fettpolstern gehören) sind heute noch so, wie damals. Also doch Steinzeitdiät? Kein Hungern, leckeres Essen und schließlich hat die Wissenschaft noch keinen einzigen Hinweis auf dicke Höhlenmenschen gefunden….

Wenn Sie mehr wissen möchten und durchstarten wollen mit der Steinzeitdiät, hier noch eine Buchempfehlung von Sabine Paul, der Spezialistin zum Thema: PaläoPower: Das Wissen der Evolution nutzen für Ernährung, Gesundheit und Genuss. Und schildern Sie mir gerne Ihre Erfahrungen. schreiben sie unten einen Kommentar.

2 Kommentare zu Die Paleo- oder auch Steinzeitdiät

  1. Willi Smoliner // 30. September 2013 um 10:58 // Antworten

    Die Steinzeit ist nicht der Beginn der menschlichen Entwicklungsgeschichte, und was war vorher?. Konnte der Mensch mit seinen bloßen Händen große Tiere töten, bißgerecht zerlegen und roh essen, ich glaube nicht.
    Die Natur hat den Menschen nicht die selben Equipments mitgegeben wie den Raubtieren, d.h. irgendwann bestand die Nahrung nur aus Würmern, Maden und anderen Kriechtieren, erst mit der Erfindung der Waffen,Pfeil und Bogen usw. und der Fähigkeit Feuer zu machen ist der Mensch zum Fleischesser mutiert, und das nicht zu seinem Vorteil. Warum orientieren sich die oberschlauen Autoren nicht an den Menschenaffen, die Gorillas zB. sind zum Großteil sogar Veganer. Ein ausgewachsener Gorilla verzehrt am Tag ca. 25 Kg Blätter, die Kleinsttiere auf den ungewaschenen Blättern reichen als Proteine.
    Liebe Grüsse
    Willi

    • Hallo Willi,

      danke für den Kommentar. Für mich bedeutet Steinzeitdiät auch nicht „Fleisch ohne Ende“. Fleisch gab es vereinzelt und viel mehr gab es Vegetarisches. So gesehen ist es mit Sicherheit kotraproduktiv, den sowieso schon Fleischessern mit Paleo auch noch eine Entschuldigung und Begründung zu liefern. (Wobei die Steinzeitmenschen ihr Fleisch selber gejagt, sich also bewegt haben und diese Tiere nicht mit antibiotika in Massenhaltung gezüchtet wurden.)
      Aber Themen wie Laktose (Milch) und Gluten (die meisten Getreide) passen schon bei Paleo rein. Für mich geht es nie um Dogmen, sondern Anregungen, über den Tellerrand zu schauen und zu überlegen, woher wir kommen, wo wir heute stehen und was vielleicht aus dem Ruder läuft. Und dann sich eben auch mal rückzubesinnen.

      Viele Grüße
      Iris

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